„Thick“ ist zu dick, „Thin“ ist zu dünn – die nächste Client-Generation ist da
Einführung von Mel Beckman
Artikele-Verweis |
In der Oktoberausgabe 2006 von NEWSolutions lesen Sie Teil 1 den Artikels: Eclipse Rich Client-Plattform |
Der Autor |
Michael Otey ist technischer Autor von NEWSolutions. Übersetzt und für den deutschsprachigen Markt überarbeitet von Joachim Riener. |
Am Anfang war der Bildschirm – und er war grün. Das allererste Client-Anwendungsmodell war, verglichen mit der Fernschreiberschnittstelle, die es ersetzte, erstaunlich effektiv, es hatte aber auch viele Nachteile. Benutzer konnten an nur einer einzigen Anwendung gleichzeitig arbeiten, sich nur eine begrenzte Menge an Information (und dann auch nur Text) anzeigen lassen und mussten eher die Anwendung bedienen, als dass die Anwendung sie unterstützte. Mit dem Auftreten der ersten GUIs mussten wir unser Schnittstellenmodell plötzlich überdenken. In umfangreicher, überwiegend von Apple und Xerox geleisteter Forschungsarbeit entstand ein konsistenter Satz von Richtlinien, wie beispielsweise die Bereitstellung sofortiger Steuerungs-Feedbacks, die Vermeidung modalen Verhaltens und die Steuerung der Benutzer, die man als Mindestanforderungen für graphische Anwendungen erachtete.
Das GUI funktionierte bei in sich geschlossenen Desktop-Anwendungen gut, sobald aber Server zur Bereitstellung von Daten aus Datenbanken involviert waren und die Koordination der Aktivitäten mehrerer Benutzer Bestandteil des Prozesses wurde, traten Probleme mit der graphischen Benutzerschnittstelle auf. Basierend auf diesen Erkenntnissen haben wir nun zwei Dekaden mit dem Versuch zugebracht, Anwendungen optimal zwischen Server- und Client-Komponenten aufzuteilen.
Die frühesten Client/Server-Anwendungen, die bereits vor dem Internet vorhanden waren, nutzten unzählige proprietäre Kommunikationsmedien und Prozeduren, um die Verbindung zwischen Client und Server herzustellen. Das standardisierte TCP/IP-Protokoll des Internet führte zu einer gewaltigen Vereinfachung der Client/Server-Programmierung. Anwendungsentwickler kämpften jedoch immer noch mit der Problematik, wie sich Anwendungen sinnvoll in Client- und Serverbestandteile aufteilen lassen. Thick Clients erledigten die gesamte Arbeit und benutzten den Server nur zur Speicherung von Daten, Thin Clients hingegen ließen den Server alle Aufgaben ausführen und lieferten nur die Benutzerschnittstelle. Mit zunehmender Verbreitung des Web erschien dann der optimale Thin Client – die Browserbenutzer-Schnittstelle (BUI).Es ist schon erstaunlich, wie wir Anwendungsentwickler unsere sorgfältig erarbeiteten Richtlinien für graphische Benutzerschnittstellen mit Freuden über Bord warfen, um uns dem billigen, allgegenwärtigen BUI mit seinem trügerischen Back-Button und seinen verwirrenden Hypertext Links zuzuwenden. Verunsicherte Benutzer „testeten“ Web-Seiten mit der Maus, indem sie die unterschiedlichsten Elemente in einem BUI-Fenster anklickten, um festzustellen, hinter welchem sich noch etwas verbarg. Technologen verzweifelten fast bei den Bemühungen, den Überblick über Benutzer-Sessions zu behalten und ein rechtzeitiges Feedback liefern zu können. Die BUI-Browserbenutzer-Schnittstelle hat die Anwendungsimplementierung in großem Umfang vereinfacht, leider jedoch zu Lasten der Benutzerfreundlichkeit.
Bei dem Versuch, die Kluft zwischen dedizierten Desktop-Anwendungen und der extrem abgespeckten BUI Schnittstelle zu schließen, ist eine neue Gattung von Client-Technologien entstanden. Diese „Clients der nächsten Generation“ versprechen, die Sensibilität einer Desktop-ähnlichen Benutzerschnittstelle mit vereinfachter Implementierung und einer flexiblen Server-Integration zu kombinieren. Drei dieser Technologien sollen hier näher betrachtet werden: Die Open-Source Eclipse Rich Client-Plattform (RCP) (erschienen in der Oktoberausgabe 2006 von NEWSolutions), Microsofts Smart Client-Anwendungsmodell (lesen Sie hier) und Asynchronous JavaScript and XML (Ajax) (erscheint in einer der nächsten Ausgaben). Jede dieser Technologien birgt Vor- und Nachteile und keine deckt alle Anforderungen ab. Verschaffen Sie sich einen Überblick, wie die einzelnen Technologien arbeiten, was sie bieten und wo sie im Hinblick auf eine „ultimative“ Benutzerschnittstelle einzuordnen sind.
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