Supply Chain Evolution statt Revolution

10. Juni 2007 | Von | Kategorie: ERP + Add-ons, Business Software

Ein Supply Chain Management Artikel mit strategischen Gesichtspunkten.

von Ulrike Voigt

Die Vorteile sprechen für sich: Die Kosten sinken, die Kundenzufriedenheit steigt und die Unternehmen werden flexibler. Und trotzdem wird es erst zum Jahrtausendwechsel komplette adäquate Supply Chain Lösungen geben. Warm anziehen müssen sich ERP Anbieter, die laut Forrester Research Marktanteile einbüßen werden.

Eines der heißest diskutierten Themen im Technologie-Zirkus heißt derzeit Supply Chain Management. Und das mit gutem Grund: Systeme, die die Koordination von Geschäftsabläufen, Lieferanten und Kunden optimieren, steigern die Effektivität und sichern den Unternehmen starke Wettbewerbsvorteile. Leider erreichen die meisten bislang erhältlichen Ansätze die hochgesteckten Ziele, mit denen in bunten Hochglanzprospekten geworben wird, nicht. Aber das wird sich in dem Maße ändern, in dem die Konzepte durchdachter und reifer werden und Unternehmen neue Organisationsstrukturen entwickeln, die „Supply Chain freundlich“ sind.

In einer Umfrage unter 26 Anbietern von Supply Chain Management Lösungen fanden die Marktexperten von Forrester Research heraus, daß der Aufbau eines Supply Chain Managements eher einer Evolution als einer Revolution gleicht. Eine Reihe technischer und geschäftspraktischer Probleme wird den Einsatz von Supply Chain Management Lösungen verzögern, prognostizieren die Marktbeobachter. Enterprise Resource Planing (ERP) Anwendungen erfüllen die Anforderungen des Supply Chain Managements nur unzureichend. Die Stärke des ERP – die Kombination aus Kostenkontrolle und Produktionsplanung – gibt auf wesentliche Fragen und Bedürfnisse des Supply Chain Managements nur unbefriedigende Antworten, meint Forrester. Das wird viele Firmen dazu führen, ERP ad acta zu legen und in neue Supply Chain Applikationen zu investieren. Die Schwierigkeiten bestehen dabei weniger in der Technik als in dem Aufbrechen eingefahrener Organisationsstrukturen.

Der Traum

Ein ausgedehntes Supply Chain zu managen, das internationale Geschäftsvorgänge, Kunden und Lieferantennetzwerke umspannt, ist ein echter Balanceakt. In dem ausgeklügelten, sensiblen System müssen die Ansprüche des Kunden hinsichtlich Lieferzeit und Qualität mit möglichst geringen Kosten und minimalen Lagerzeiten optimal vereinbart werden. Kein leichtes Geschäft. Zudem muß dieses Eldorado der Unternehmensführung gründlich abgewogen werden gegenüber den erforderlichen Umstrukturierungen und entstehenden Kosten.

Doch der Weg ist vorgezeichnet, der Markt erfordert flexiblere Lösungen. Dabei neigen selbst vorausschauende Unternehmen immer noch dazu, begrenzte, auf interne Abläufe fokussierte ERP Pakete zu implementieren: Das sind einfache Multi-Plant Manufacturing Requirements Planning (MRP) Systeme, zusammengepappt mit Finanzanwendungen. Das ist weit entfernt von den Zukunftsvisionen und Möglichkeiten, die uns Supply Chain Management verheißt: Durch die Beschleunigung der Geschäftsprozesse erhalten Kunden schneller was sie möchten und sind zufriedener. Lagerhaltung und Produktionskapazitäten lassen sich effektiver an die Nachfrage anpassen und sparen so Kosten ein.

Entwicklung des Supply Chain Marktes

Der Markt für Lösungen im Bereich Supply Chain Management wird jährlich um etwa 35 Prozent wachsen, schätzen die Marktexperten von Forrester. Waren es 1996 noch 1,35 Milliarden Dollar, wird der Umsatz den Prognosen zufolge im Jahr 2000 bereits 3 Milliarden betragen, inklusive der langsamer wachsenden ERP Komponenten. Zum Jahrtausendwechsel wird die Marktentwicklung überwiegend von drei Kräften bestimmt. Zum einen sorgt die rivalisierende Beziehung zwischen ERP und Supply Chain Anbietern dafür, daß ERP-Anbieter um ihren Teil des Kuchens kämpfen werden. Und zwar mit Hilfe einer Kombination aus bereits existierenden Anwendungen und einigen Neuentwicklungen. Zweitens schlägt der Marktimpuls klar für Supply Chain Suites. Führende Anbieter sind bereits auf komplementäre Lösungen zur Entwicklung umfangreicher Suites umgestiegen. Der Trend wird sich fortsetzen. Als dritten entscheidenden Punkt sehen die Marktexperten die Zusammenarbeit der Unternehmen. Diese wird zunehmend wichtiger, um zum Beispiel die Möglichkeiten von EDI voll auszuschöpfen. Im nächsten Jahr wird der Zuwachs bei Standardsystemen minimal sein, was Softwareanbieter dazu bringen wird, geschlossene Lösungen voranzutreiben.

Zeit läuft ab für ERP Anbieter

Die Dynamik zwischen ERP und Anbietern von Supply Chain Management Lösungen ist im Umbruch. Einst von ERP Anbietern lediglich als Ergänzung betrachtet, entreißen die neuen Supply Chain Anwendungen den ERP Anbietern langsam aber sicher wichtige Marktanteile. Die ERP Front schießt zurück mit einem Notprogramm aus Allianzen, Aufkäufen und neuen Entwicklungen, wird aber über kurz oder lang gezwungen sein, die Supply Chain Funktionen an die Konkurrenz abzugeben.

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