ASP Modell für die Zukunft

12. November 2008 | Von | Kategorie: Software Development + Change Mgmt.

Die hohen Wartungskosten für IT-Systeme bringen immer mehr Unternehmen dazu, über ein ASP-Modell als Alternative nachzudenken – ein Bericht mit Expertenkommentaren.

balaton12_sail_MG_7996von Pam Jones / Deutsche Überarbeitung von Winfried Steiner

Die Idee ist nicht ganz neu.

Es handelt sich eigentlich um das alte Servicebüro-Modell, das als Application Service Provider (ASP) zu neuem Leben erweckt wurde. Servicebüros wie die IBM Service Bureau Corporation hatten ihre Blütezeit von Mitte der Sechziger- bis Anfang der Siebzigerjahre. Die treibende Kraft damals waren die hohen Hardware-Kosten. Kleine und mittlere Unternehmen, die sich keine eigenen Rechner leisten konnten, leasten sie stattdessen. Mitte der Siebzigerjahre begannen IBM, Digital und andere Hardware-Anbieter, erschwingliche Midrange-Rechner anzubieten, beginnend mit IBM System/3 und System/32. Diese Entwicklung führte dazu, dass über eine Zeitspanne von 20 Jahren jeder sein eigenes IT-Equipment gekauft hat. In neuester Zeit haben unterschiedliche Faktoren dazu geführt, dass das Mietmodell wieder als ernshafte Alternative in Erwägung gezogen wird. Wiederum stehen die hohen Kosten im Mittelpunkt. Anders als früher geht es jedoch nicht mehr allein um hohe Anschaffungskosten für Hardware, sondern mehr noch um hohe Kosten für neue Software-Versionen und um hohe Personalkosten für die Wartung von Hard- und Software. „Heutzutage steckt die größte Belastung in Personalkosten für Systemüberwachung und -wartung, Softwarewartung und ähnliche Dinge,“ erklärt Dan Barrow, Präsident der Data Processing Services, ASP-Anbieter aus Indianapolis mit einer Lösung für den Großhandel. „Es ist wesentlich einfacher, die ganzen Kosten auf mehrere Anwender zu verteilen und sich dabei auch noch auf einen externen Spezialisten verlassen zu können, als die Probleme mit eigenem Personal zu bewältigen. Eine günstige Kostenstruktur und der damit verbundene Komfort lassen immer mehr Leute nach dem ASP-Modell greifen.

Die Zeit ist auch technologisch reif für eine Rückkehr zu externer Datenverarbeitung. Die mit Abstand wichtigste technologische Voraussetzung für den Erfolg des ASP-Modells ist aus evidenten Gründen der Siegeszug des Internets und die Popularität von Browser-basierten Benutzeroberflächen. Der zentrale Stellenwert des Internets sowohl im Geschäfts- als auch im Privatleben hat die Leute vertraut gemacht mit der Idee eines Fernzugriffs auf unterschiedlichste Anwendungen. Auch die enorme Leistungsfähigkeit moderner Hardware und die fortgeschrittenen Entwicklungstechnologien für Web-Anwendungen tragen nicht unerheblich zum Aufstieg der ASP-Anbieter bei.

„ASP wird im eBusiness-Zeitalter die Spreu vom Weizen trennen: Entweder In(ternet) oder out. Unternehmen, die ihr Business rechtzeitig mittels ASPs mit modernen Lösungen wirtschaftlich unterstützen, werden mittelfristig zu den Gewinnern im Markt zählen. Die, die diesen Trend verschlafen, werden vom Markt verschwinden.“

Uli Lindner, Portulan

Was ist ein Application Service Provider (ASP)?

Ein ASP hostet und liefert Anwendungen und damit verbundene Dienstleistungen an Kunden auf vertraglich festgelegter Basis über das Internet oder eine reservierte Leitung. Für den Kunden hat ein ASP-Vertrag verschiedene Vorteile. Die Kostenersparnisse allein bei Hard- und Software können beträchtlich sein, insbesondere im Hinblick auf die häufigen Wechsel der Hardware-Modelle und Software-Versionen. Kleine Unternehmen, die sich die neuesten eBusiness-Technologien nicht kaufen können, können die Vorteile dieser Technologie doch im Rahmen eines ASP-Vertrags nutzen. Zusätzlich wird der Bedarf nach höchstqualifiziertem Fachpersonal im Unternehmen deutlich reduziert. Dies erspart die Kopfschmerzen beim Suchen nach diesem erfahrenen und geschulten Personal auf einem leergefegten Arbeitsmarkt, denken Sie nur an die Green Card-Debatte in Deutschland. Viele Unternehmen bevorzugen gegenüber dem enormen sporadischen Kapitaleinsatz beim Kauf eine exakt kalkulierbare regelmäßige Ratenzahlung im Rahmen eines mehrjährigen Vertrags, an dessen Ende die Forderungen des ASPs abgegolten sind. Wiederum andere Firmen sehen in der schnellen Realisierungsmöglichkeit von ASP-Lösungen für sich den größten Vorteil dieses Modells, eine tatsächlich an Relevanz gewinnende Erfordernis in der sich rasend schnell entwickelnden elektronischen Ökonomie.

Damit sind die wichtigsten Gründe genannt, die Firmen angeben, wenn man sie fragt, warum sie sich für ASP-Lösungen interessieren. Hunderte von Anbietern von ASP-Lösungen tummeln sich zur Zeit auf dem Markt. Angeboten wird eine große Vielfalt an Anwendungen zur Miete, angefangen von grundlegenden Office-Paketen, bis hin zu Enterprise Resource Planning (ERP)-, Customer Relationship Management (CRM)- und Supply Chain Management (SCM)-Lösungen. ASPs weisen unterschiedliche Entstehungsgeschichten auf. Einige begannen als unabhängige Softwareanbieter (ISVs), andere als Internet Service Provider (ISPs), wiederum andere sind Neugründungen, die ihre Anwendungen speziell für die Auslieferung via Internet produzieren. Sie nutzen eine Vielzahl von Plattformen, um ihre Lösungen zu hosten, Unix und NT sind die populärsten auf dem ASP-Markt.

Die AS/400 auf dem ASP-Markt

Eine sehr gute Maschine für den ASP-Markt ist die AS/400. Ihre Markenzeichen: Verlässlichkeit und Sicherheit, genauso wie ihre ausgeklügelten fortschrittlichen Features (z.B. Logische Partitionierung und Clustering) machen sie zu einer idealen Plattform, um Anwendungen über das Internet zu hosten. ASP-Rechenzentren werden zwar stark dominiert von Unix- und NT-Serverparks, aber eine Gruppe in Rochester hat es sich zur Aufgabe gemacht, die AS/400 als ASP-Plattform zu fördern und sicherzustellen, dass für ISVs auf dem Midrange-Markt, die auf den ASP-Markt wollen, AS/400-Rechenzentren zur Verfügung stehen. Im Februar dieses Jahres legitimierte IBM sieben Firmen, Rechenzentren mit AS/400-Servern aufzubauen, um Rechen-Dienstleistungen an AS/400-Softwareanbieter zu liefern. Einige dieser angebotenen Dienste umfassen auch die Bereiche Netzwerke, Endanwender-Unterstützung sowie Datensicherung und -wiederherstellung im Katastrophenfall. Mit diesen verpflichteten Firmen und neuen, die noch dazukommen werden, sollte es den Anbietern von AS/400-Software möglich sein, die benötigten großen Rechenzentrumsdienstleister zur Verfügung zu haben, um ihre eigenen Lösungen auf Mietbasis anzubieten. Schon jetzt bieten mehr als 40 ISVs im AS/400-Bereich ASP-Lösungen an, die auch auf AS/400-Servern gehostet werden. Eine Anwendung im Rahmen eines ASP-Vertrags zu leasen, bedeutet, sich keine Gedanken darüber machen zu müssen, was am andern Ende der Leitung, also Server-seitig, passiert. Und wenn Ihre vorhandene AS/400-Anwendung auch als Miet-Software zur Verfügung steht, können Sie auf das Mietmodell umsteigen, ohne die Anwendungen austauschen zu müssen. Für einen solchen Wechsel spricht in erster Linie der verbesserte Support und die Möglichkeit, Problemlösungen an externe Spezialisten zu delegieren.

„ASP ist eindeutig ein Zukunftsmarkt. Die Vermietung von Software ist die Anwort auf die zentralen Probleme der Informationstechnologie: der wartungsintensive Betrieb von Anwendungen und die Knappheit an IT-Fachkräften.“

Peter Landolt, General Manager J.D. Edwards Central Europe

Eine Frage der Entscheidung

Sowohl große als auch kleine Unternehmen finden Gefallen am ASP-Modell. Aber ist nun ASP auch die richtige Wahl für Ihre Firma? Fachleute haben eine Handvoll Fragen entwickelt, anhand derer Sie leichter entscheiden können, ob Ihr Unternehmen ein ASP-Kandidat ist oder nicht:

  • Hat Ihre DV-Abteilung Probleme mit dem Wachstum Ihres Unternehmens?
  • Stehen Ihnen Hardware-, Software- und Netzwerk-Upgrades ins Haus?
  • Wird Ihre DV-Abteilung durch Kapitalkosten, Zeit für Implementierungsarbeiten, Support und Personalbesetzung vom eigentlichen Tagesgeschäft abgehalten?
  • Ist der technologische Fortschritt für Ihr Unternehmen zu schnell, um sich adäquat darauf einzustellen?
  • Ist es schwierig für Sie, vorauszusehen, was Sie als nächstes brauchen werden?
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