100 Jahre IBM: Wichtige Meilensteine

12. September 2011 | Von | Kategorie: Strategische Berichte

Über ein Jahrhundert hat IBM jetzt bereits eine Schlüsselrolle eingenommen in der Art, wie Unternehmen, Wissenschaft und die Gesellschaft sich verändert haben. Die Übersicht und Zeittafel geben einen guten Überblick über wichtige Meilensteine.

IBM1900er Jahre

1911 IBM wird am 16. Juni 1911 unter dem Namen Computing Tabulating and Recording Company (C-T-R) Incorporated in New York gegründet. Das Unternehmen, das 1.300 Mitarbeiter beschäftigt, spezialisiert sich auf Lochkarten, kommerzielle Waagen und Uhren.
1912 C-T-R gründet in Großbritannien eine seiner ersten Tochtergesellschaften in Übersee.
1913 Mehr als 300 gewerbliche und behördliche Kunden verwenden das Tabelliersystem von C-T-R.
1914 Thomas Watson tritt in das Unternehmen ein. Im gleichen Jahr wird der erste Mitarbeiter mit Behinderung eingestellt – 76 Jahre vor dem „Americans with Disabilities Act“, einem Gesetz zur Förderung der Chancengleichheit von Menschen mit Behinderungen. In den folgenden Jahrzehnten leistet das Unternehmen mit seiner Politik der personellen Vielfalt Pionierarbeit, um Barrieren am Arbeitsplatz zu beseitigen, und führt neue Technologien für Barrierefreiheit ein, z. B. einen frühen Blindenschriftdrucker und Spracherkennungstechnologie.
1915 Thomas J. Watson Sr. wird Präsident des Unternehmens und baut einen professionellen Vertrieb (mit strengem Dresscode) auf, der den Maßstab für professionellen Service und für die Unternehmenskultur setzt.
1916 Zu den Maßnahmen des Unternehmens für den Aufbau künftiger Führungskräfte und qualifizierter Fachkräfte zählt das „Employee Education Program” zur Schulung der Mitarbeiter. Im Lauf der Jahrzehnte wird dies auf die Führungskräftesausbildung und die heute üblichen weit verbreiteten Onlineschulungen und erfahrungsbasierten Lernkonzepte ausgeweitet.
1917 Das Unternehmen eröffnet eine Niederlassung in Brasilien als Ergänzung zu den bereits bestehenden Niederlassungen in den USA, Kanada, Frankreich, Großbritannien und Deutschland.
1918 Watson, der unzufrieden mit dem Tempo der Innovation des Unternehmens ist, vereint die Entwicklungs- und Versuchsabteilung, um eine neue und schnellere Form der Produktentwicklung zu ermöglichen.
1919 Das Unternehmen weitet seine Geschäftstätigkeit auf Frankreich, Italien, Holland, Belgien, Spanien und die Schweiz aus.

1920er Jahre

1920 Die erste druckende Tabelliermaschine beseitigt die Notwendigkeit, Tabellierungen manuell aus Strichlisten zu erfassen, und verschafft C-T-R einen starken Wettbewerbsvorteil.
1921 Maschinen von C-T-R werden bei der Volkszählung in Südafrika eingesetzt.
1923 Der elektrische Kartenlocher unterscheidet die Tabelliermaschinen von C-T-R von den mechanisch gesteuerten Systemen der Konkurrenz.
1924 Die Carroll Rotary Card Press erzeugt Lochkarten in Rekordgeschwindigkeit – 1.000 Karten pro Minute.
1924 C-T-R, ein schnell wachsendes Technologieunternehmen mit globalen Ambitionen, ändert seinen Namen in International Business Machines (IBM). Heute ist IBM in 170 Ländern tätig und dient als Vorbild eines global integrierten Unternehmens.
1925 IBM benennt den ersten Handelsvertreter in Japan.
1926 IBM Produkte gewinnen wichtige Preise bei der Weltausstellung (der Sesquicentennial Exposition) in Philadelphia.
1927 IBM nutzt als eines der ersten Unternehmen die weltweit erste transatlantische Telefonleitung zur Kommunikation. Auch in den folgenden Jahrzehnten gehört IBM stets zu den Unternehmen, die neue Kommunikationstechnologien wie Rundfunk, Schallplatten, Filme, Luftpost, Fernsehen und soziale Medien als erste nutzen.
1928 Die IBM Karte – eine stabile rechteckige 80-spaltige Lochkarte mit rechteckigen Löchern, die Datenbits repräsentieren – bleibt jahrzehntelang der Branchenstandard für das Speichern und Aufzeichnen von Daten. Sie verhilft IBM zu einer Spitzenposition in der Datenverarbeitung und wird zum Symbol des Informationszeitalters. Die Zusammenarbeit der IBM mit ihrem ersten Kunden in Italien, der staatlichen italienischen Eisenbahngesellschaft (Ferrovie dello Stato), führt zu künftigen Projekten für die Eisenbahnautomatisierung in Indien, Brasilien, Kanada, China, Australien und Jugoslawien. Ein Handelsvertreter wird eingesetzt, der IBM in China vertreten soll. Später (1936) eröffnet IBM eine Niederlassung in China.
1929 Zu jener Zeit sind 90 Prozent der IBM Produkte ein Ergebnis der aggressiven Investitionen Watsons in die Forschung und Entwicklung. Das IBM Engagement für die Forschung und Entwicklung hält bis heute an: IBM investiert jährlich 6 Mrd. US-Dollar in diesen Bereich und beschäftigt 3.000 Forscher in acht Forschungslabors in sechs Ländern und 26.000 Programmierer in 40 Softwareentwicklungslabors in 25 Ländern.

1930er Jahre

1930 Watson erhält ein Patent für ein System zur zeitlichen Steuerung von Verkehrsampeln. Heute besitzt IBM mehr Patente als jedes andere US-Unternehmen.
1931 Das Übersetzungssystem für den Völkerbund bietet die Möglichkeit, Sprache gleichzeitig zu übersetzen und zu lesen, wobei Schwachstrom-Funk und -Kopfhörer verwendet werden. Schon damals wird der Weg für das Online-Übersetzungstool nFluent geebnet, das heute eingesetzt wird, um Menschen weltweit zu verbinden.
1932 IBM gründet eine eigene Abteilung für die Mitarbeiterschulung. Zum ersten Mal erhält IBM mehr als 100 Patente in einem einzigen Jahr.
1933 Die 40-Stunden-Woche wird eingeführt. Dies ist ein erster richtungsweisender Schritt in der Geschichte der bahnbrechenden Personalpolitik von IBM, die später flexible Arbeitsmöglichkeiten, virtuelle Arbeit, Anreize für eine gesunde Lebensweise der Mitarbeiter und viele weitere Maßnahmen umfassen wird.
1934 Die IBM 801, eine Maschine für Banken, automatisiert den Prozess der Scheckverrechnung – sie ist die erste von vielen IBM Innovationen, die das Onlinebanking, wie wir es heute kennen, möglich machen. Mitten in der Weltwirtschaftskrise schafft IBM die Akkordarbeit ab, stellt Fabrikarbeiter ein und führt eine Lebensversicherung ein.
1935 Der Antarktis-Forscher Admiral Richard Byrd verwendet die IBM Radiotype-Maschine, um das Wort „WATSON“ vom Südpol an ein Labor in New Jersey zu übertragen. Dies markiert einen Durchbruch in der Datenübertragung. Im selben Jahr tritt Watson dafür ein, Männern und Frauen den gleichen Lohn für gleiche Arbeit zu zahlen – 28 Jahre, bevor der Equal Pay Act dies gesetzlich vorschreibt –, und startet den ersten Lehrgang für weibliche Techniker.
1936 IBM arbeitet mit der US-Regierung zusammen, um soziale Sicherheit zu ermöglichen, wobei die Daten von 26 Millionen Amerikanern organisiert werden – dies ist das bis dato größte Datenerfassungsprojekt und eines der vielen umfangreichen behördlichen Datenverarbeitungsprojekte, zu denen auch die US-Volkszählung gehört. Im selben Jahr eröffnet IBM eine Hauptniederlassung in Shanghai in China. Heute ist China ein wichtiger Wachstumsmarkt und ein Forschungs- und Entwicklungszentrum für IBM.
1937 Die Columbia University eröffnet das Thomas J. Watson Astronomical Computer Bureau – das weltweit erste Zentrum für die wissenschaftliche Datenverarbeitung. Im gleichen Jahr hören Millionen Schüler dank der IBM 805 International Test Scoring Machine zum ersten Mal den Satz „Please completely fill in the bubble“ (bitte fülle die Sprechblase vollständig aus).
1938 Neue Technologien verbessern die Art und Weise, wie Unternehmen nach Erdöl suchen, es fördern, verarbeiten und verwenden – sie ebnen den Weg für moderne Technologien wie seismische 3D-Modelle für die Suche nach Ölfeldern und Sensoren, die durch die Verfolgung der Ölförderung, der Anlagen und der Mitarbeiter für mehr Sicherheit und Effizienz sorgen.
1939 IBM stellt auf der Weltausstellung in New York 1939 den Radiotype aus, dessen schnelle Kommunikation zwischen entfernten Standorten als frühe Form der E-Mail betrachtet werden kann. Zudem wird IBM das erste Patent für einen elektronischen Rechner erteilt – für eine Methode zur Ausführung von Berechnungen mittels Elektronenröhren.

1940er Jahre

1940 Ein Team unter der Leitung von James W. Bryce, dem IBM Chefingenieur, erfindet eine Methode zum Addieren und Subtrahieren mittels Elektronenröhren – diese kann als Baustein für elektronische Rechner betrachtet werden.
1941 IBM Spanien wird gegründet. 51 Jahre später stellt IBM die Technologie für die Olympischen Spiele in Barcelona bereit.
1942 Der Blinde Michael Supa wird von IBM eingestellt, um Programme für Menschen mit Behinderungen zu entwickeln und IBM Produkte besser an die Erfordernisse von Menschen mit Sehbehinderungen anzupassen.
1943 Ruth Leach Amonette wird erster weiblicher Vice President bei IBM. Heute sind 75 Prozent der weiblichen Führungskräfte bei IBM berufstätige Mütter.
1944 Der erste große Rechner von IBM, der Automatic Sequence Controlled Calculator (ASCC), wird der Harvard University vorgestellt. Der als Mark I bekannte ASCC ist die erste Maschine, die lange Berechnungen automatisch ausführen kann. Die Maschine ist mehr als 15 Meter lang, fast 2,50 Meter hoch und wiegt fast fünf Tonnen. Sie nutzt elektromechanische Relais zum Addieren, Multiplizieren und Dividieren. Im selben Jahr unterstützt IBM als erstes Unternehmen den United Negro College Fund.
1945 An der Columbia University wird das Watson Scientific Computing Laboratory gegründet – das erste von einem Unternehmen geförderte Forschungslabor, das allein der wissenschaftlichen Forschung vorbehalten ist.
1946 Der erste kommerzielle elektronische Rechner, der IBM 603, verwendet als erstes IBM Produkt elektronische Arithmetik. IBM stellt mit T.J. Laster den ersten afroamerikanischen Vertriebsmitarbeiter ein – 18 Jahre vor dem Civil Rights Act. Im selben Jahr ruft IBM außerdem den weltweit ersten Informatikstudiengang an der Columbia University ins Leben.
1948 IBM entwickelt den elektronischen Rechenstanzer IBM 604, den ersten kommerziell erfolgreichen elektronischen Rechner. Er wird mehr als 5.000 Mal verkauft und führt viele Unternehmen an die Welt elektronischer Berechnungen heran. Der IBM Selective Sequence Electronic Calculator ist der erste Computer, der elektronische Berechnungen mit gespeicherten Instruktionen kombiniert, und gehört zu den ersten elektromechanischen Computern, die je gebaut wurden.
1949 IBM Italien beginnt damit, Computerlinguistik zu verwenden, um das Gesamtwerk von Thomas von Aquin und anschließend Shakespeare und das Oxford English Dictionary zu studieren.

1950er Jahre

1950 IBM eröffnet eine Niederlassung in Israel. Das später gegründete IBM Forschungslabor in Haifa ist seit seiner Gründung im Jahr 1972 führend bei Neuerungen im Gesundheitswesen.
1951 Ein kartenprogrammierter Rechner von IBM ist der erste digitale Computer, der im US-Raumfahrtprogramm eingesetzt wird.
1952 Das Unternehmen führt den IBM 701 ein, der den Weg für Computer ebnet, die für spezielle gewerbliche und industrielle Zwecke konzipiert sind. Thomas Watson Jr. wird Präsident des Unternehmens. Sein Vater bleibt bis 1956 Chairman. Die erste IBM Magnetbandspeichereinheit IBM 726 stellt erstmals das Konzept des elektronischen Speichers vor – eine einzelne Bandspule kann so viele Daten speichern wie 35.000 Lochkarten.
1953 Watson Jr. veröffentlicht ein Schreiben an die Mitarbeiter, das die Firmenpolitik der Chancengleichheit erläutert – 11 Jahre vor dem Civil Rights Act. Dr. John Gibbon führt die weltweit erste erfolgreiche OP am offenen Herzen unter Verwendung einer von IBM gebauten Herz-Lungen-Maschine durch. IBM eröffnet seine erste Niederlassung in Singapur.
1954 Ein IBM Computer übersetzt zum ersten Mal vom Russischen ins Englische.
1955 Der Transistorrechner IBM 608, der weltweit erste kommerziell verfügbare Computer, der komplett auf Solid-State-Halbleitern basiert, ebnet den Weg für leistungsfähigere transistorbestückte Computer und markiert den ersten Schritt in der Umstellung von IBM auf die Solid-State-Technik.
1956 IBM begründet mit dem RAMAC (Random Access Method of Accounting and Control), der das weltweit erste Magnetfestplattenlaufwerk enthält, die Datenspeicherbranche. Die Laufwerke, die so groß wie zwei nebeneinander aufgestellte Kühlschränke sind, fassen eine Kapazität von 10 Megabit und wiegen 10 Tonnen. Zum Vergleich: Ein durchschnittlicher Laptop von heute würde ca. 250.000 Tonnen wiegen, wenn er mit dieser Technologie ausgestattet wäre. IBM startet 1956 außerdem ein unternehmensweites Designprogramm mit den weltberühmten Designern/Architekten Eliot Noyes, Paul Rand, Charles und Ray Eames und Eero Saarinen, die Grafiken, Produkte und die Architektur beeinflussen. Arthur L. Samuel aus dem IBM Forschungslabor in Poughkeepsie im US-Bundesstaat New York programmiert einen IBM 704 dafür, Dame zu spielen und aus seinen Erfahrungen zu „lernen“ – dies gilt als erstes Beispiel künstlicher Intelligenz. IBM eröffnet in Zürich sein erstes Forschungslabor außerhalb der USA.
1957 FORTRAN, eine Erfindung von John Backus, wird zur weltweit meistgenutzten Computersprache und zum ersten Programmiersprachenstandard. In Westchester County im US-Bundesstaat New York werden erstmals Lehrgänge für Führungskräfte angeboten. Seitdem hat IBM Hunderttausende von Führungskräften ausgebildet – 60.000 waren es allein im Jahr 2010. IBM eröffnet 1957 außerdem die erste Niederlassung in Hongkong.
1958 Semi-Automatic Ground Environment, kurz SAGE, ist das erste große Computernetzwerk, das die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine in Echtzeit ermöglicht.
1959 Das Datenverarbeitungssystem IBM 1401, der weltweit erste bezahlbare, universell einsetzbare Business-Computer, ist einer der ersten Rechner, der auf Transistoren statt Elektronenröhren basiert. Er ist außerdem der erste Computer, von dem 10.000 Stück verkauft werden, und wird zum beliebtesten Computer der 1960er Jahre.

1960er Jahre

1960 Der IBM Stretch-Computer (der so genannt wird, weil er die Technologie ausschöpft [engl. to stretch]) wird zum leistungsfähigsten Computer der Branche und zum Wegbereiter des Computer-„Multitaskings“. Im gleichen Jahr beginnt Bob Bemer mit der Arbeit an ASCII, dem Alphabet für Computer, das noch heute eingesetzt wird, und fügt die Taste Escape zur Computertastatur hinzu.
1961 Die Schreibmaschine IBM Selectric gilt mit ihrem Design als Sensation. Mit ihrem silberfarbenen Schreibkopf in Form eines Golfballs revolutioniert sie die Schreibgeschwindigkeit und beherrscht 25 Jahre lang den Markt der Büroschreibmaschinen.
1962 IBM und American Airlines führen das weltweit erste computerbasierte Flugbuchungssystem namens SABRE ein, das den Weg für den Onlinehandel in Echtzeit und für Bankautomaten bereitet. Die Besucher der Weltausstellung in Seattle staunen über den IBM „Shoebox“-Computer mit Spracherkennung, der genau 16 Wörter versteht.
1963 IBM arbeitet mit dem New York Police Department zusammen, um die Identifizierung anhand von Fingerabdrücken zu beschleunigen, und leistet damit die Vorarbeit für Verfahren zur vorausschauenden Analyse, die heute in Städten in den gesamten USA zur Bekämpfung von Verbrechen eingesetzt werden. IBM hat 1963 die Zahl von insgesamt 5.000 Patenten erreicht (zum Vergleich: allein 2010 wurden 5.900 Patente auf IBM ausgestellt).
1964 Watson Jr. trifft die wichtigste Entscheidung seiner beruflichen Laufbahn, als er auf die Produktfamilie System/360 setzt, die das Zeitalter der Computerkompatibilität einläutet. Dieser auf Halbleiterchips basierende Computer bleibt 20 Jahre lang marktbeherrschend. Das System/360, das in zwei Jahren mit 5 Mrd. US-Dollar (heute wären dies mehr als 30 Mrd. US-Dollar) entwickelt wurde, ist bis heute das größte privat finanzierte kommerzielle Projekt aller Zeiten.

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Ein Kommentar auf "100 Jahre IBM: Wichtige Meilensteine"

  1. AS/400 sagt:

    Wow.. Was für eine Historie Sammlung

    Sowas hatte ich bis jetzt noch nicht gesehen!
     
    Danke

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