Die Perspektive des Personalchefs

6. Februar 2014 | Von | Kategorie: Human Resources, Personal

In Teil 1 (Januar 2011) dieser Serie wurde besprochen, dass es gut ist, wenn der Bewerber seine Schwächen nicht verheimlicht, damit er seine Stärken – bzw. auch das was er besonders gern macht – entsprechend hervorheben kann. Jemand, der sich so darstellt, als habe er keine Schwächen, wirkt einfach unehrlich. Und die Persönlichkeit des Kandidaten gehört zu den ausschlaggebenden Faktoren.

HR Artikel-Serie aus drei Beiträgen:

Die Perspektive des Personalchefs

VON BRIAN REINHOLZ

1345571723992_square2Diesmal werde ich dank einiger Tipps von einem auf IT-Personal spezialisierten Vermittler den Bewerbungsprozess aus einer anderen Perspektive beleuchten. Wenn es Ihnen gelingt einen Personal-Vermittler zu beeindrucken, der binnen Minuten in der Lage ist, Ihre Bewerbungsunterlagen und Ihre Antworten zu durchleuchten, um sich ein wahrheitsgemäßes Bild zu machen, dann können Sie mit Sicherheit auch in Bewerbungsgesprächen mit Personalchefs eine gute Figur machen.

Recherchieren

Natürlich sind monster.com und ähnliche Seiten sowie die Job-Foren der Fachpresse (z.B. NEWSboard Job auf www.newsolutions.de) und auf IT spezialisierte Vermittler sehr wichtige Anlaufstellen bei der Job-Suche. Vielleicht haben Sie aber noch nie daran gedacht, auch in manchen Social Networks wie LinkedIn oder Xing zu suchen und sich zu präsentieren – auch diese werden von Vermittlern bei der Suche genutzt. „Ich verstehe nicht, warum die Leute meinen, Stellenangebote befänden sich nur auf den Webseiten der Unternehmen und auf Personal-Webseiten. Das trifft meistens nicht zu,“ erklärt Jack Williams von Staffi ng Technologies. „Unabhängig davon, was für eine Stelle der Bewerber sucht, sollte er unbedingt auch einige regional tätige Personalvermittler kontaktieren und in ständigem Kontakt mit ihnen bleiben. Dort werden täglich neue offene Stellen gemeldet und täglich Stellen besetzt. Man muss dafür sorgen, dass man als Bewerber dem Personalvermittler sofort einfällt, wenn eine heiße Stellenbesetzung ansteht.“1345571723992

Bewerbungsunterlagen

Typischerweise besteht eine Bewerbung zunächst einmal aus einem Anschreiben, einem Lebenslauf und den wichtigeren Zeugnissen. Lässt dieser erste Kontakt zum Unternehmen zu wünschen übrig, spielt alles andere keine Rolle. Und laut Williams ist der häufi gste Fehler der Bewerber ein schlampiger Lebenslauf. „Das sehen wir am häufi gsten, schlampige Lebensläufe – mit Tippfehlern, mit unwahren Angaben, wenn fälschlich behauptet wird, in fester Anstellung zu sein. Der Kardinalfehler ist immer, wenn der Lebenslauf unerklärte Lücken aufweist oder wenn über die früheren Arbeitgeber keine genauen Angaben gemacht werden.“

Oh, und noch etwas ist sehr wichtig: Ändern Sie Ihre Bewerbungsunterlagen entsprechend dem Job für den Sie sich bewerben jedes Mal ab. Strukturieren Sie sie wie ein schlagkräftiges Marketingdokument, so dass der Angesprochene gar nicht umhin kann, am Ende Sie als die einzig richtige Wahl für die Stelle zu sehen. Vermeiden Sie jedoch Platitüden und hochfliegende Formulierungen – passend sind quantitative und messbare Informationen, die untermauern, dass Sie über die gesuchten Fähigkeiten verfügen. „Die Unternehmen suchen meistens nach jemandem, der die in der Stellenausschreibung aufgelisteten Fähigkeiten wirklich zu 100 % erfüllt“, meint Williams. Wenn jemand, der Ihre Bewerbung sieht, nach einer oder zwei Minuten noch keine klare Vorstellung von Ihren besonderen Fähigkeiten und Ihrer Fachkompetenz hat, dann stimmt etwas nicht.

Bereiten Sie Fragen vor

Dies ist laut Williams ganz außerordentlich wichtig: Wenn Sie als Bewerber ohne vorbereitete Fragen zu einem Vorstellungsgespräch gehen, sind Ihre Chancen angenommen zu werden, sehr gering. Stellen Sie Fragen über das Unternehmen und über die zu besetzende Stelle.HR

„Ich halte Fragen für ganz besonders wichtig. Wenn ein Bewerber mir keine Fragen stellt, dann beende ich das Gespräch und denke nie wieder an ihn. Bewerber sollten sich immer vor Augen halten, dass ein Bewerbungsgespräch dem gegenseitigen Kennenlernen dient. Der Bewerber muss sich genauso über das Unternehmen und die zu besetzende Stelle informieren, wie das Unternehmen sich ein Bild von ihm macht. Ich fi nde, dass man mindestens 10-12 Fragen stellen sollte. Deshalb sollte man sie sich vorher überlegen. Und sagen Sie bloß nicht zu den Vertretern des Unternehmens, alle Fragen seien bereits beantwortet worden, das ist einfach nicht möglich. Ich will Leute, die interessiert sind und genau wissen wollen, ob sie in der angebotenen Funktion eine wirklich gute Leistung erbringen können, falls sie genommen werden.“

1345571723992_squareFolgende Fragen gehören immer dazu, um Interesse zu zeigen: Fragen über das Unternehmen, Fragen über die Unternehmenskultur, über die Management- Strukturen, wo ist die angebotene Stelle angesiedelt, wie hoch ist der Umsatz, wie hat sich das Unternehmen entwickelt, wer sind die Zielgruppen, wie steht das Unternehmen fi nanziell da, wie kann ich mich besonders gut einbringen und jede Frage zur Tätigkeit, die Ihnen überhaupt einfällt.

Wie man der Beste ist

Nur zu oft höre ich, dass jemand bedauert, immer wieder in die engere Wahl zu kommen, aber die Stelle dann letztendlich ein anderer erhält. Diese Leute haben das Fachwissen, die erforderlichen Fähigkeiten. Aber wie stellt man sicher, dass bei so vielen Kandidaten man selbst derjenige ist, auf den dann die Wahl fällt? Zweifellos ist das auch weitgehend Glückssache, aber Williams konnte mir doch einen Tipp hierzu geben.

„Ich stelle immer wieder fest, dass das, was den gewählten Kandidaten letztendlich von dem Rest unterscheidet, seine Energie und sein Sinn für Humor ist. Es gibt so viele Menschen, die über Gott weiß was für Fachwissen verfügen, aber sie sind die Langweiler schlechthin. Sie haben keine Energie, sie sind nicht begeisterungsfähig, scheinen kaum zu wissen, was sie da eigentlich machen oder wirken gleichgültig. Man stellt nun mal gerne Leute an, die lebhaft, begeisterungsfähig wirken und die die Anstellung wirklich wollen. Ein guter Sinn für Humor kann sehr wohl den Ausschlag bei einer Stellenbesetzung geben – zeigen Sie einfach, dass Sie lachen können und dass Sie auch einmal gerne Spaß haben und nicht einfach nur täglich zur Arbeit erscheinen. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie viele Leute wir für hochkarätige Stellen in Fortune 500 Unternehmen vorgeschlagen haben, zu denen wir dann die Reaktion erhielten „Er hatte nicht genug Energie und wollte auch nicht aus sich herausgehen.“

Gekündigt? Kein Problem

HR

In einer Gesellschaft, die den Menschen danach beurteilt, was er ist, kann eine Kündigung eine sehr schmerzhafte Erfahrung sein. Das hält Williams für falsch. „Es wird so vielen Menschen gekündigt, dass es einfach kein Stigma darstellt. Sagen Sie es einfach – meine Stelle wurde gestrichen weil … Das ist heutzutage nicht mehr so ungewöhnlich. Es wäre ein Fehler, nichts über seinen berufl ichen Werdegang zu sagen und dieses Thema zu tabuisieren.“

Brian Reinholz ist Redakteur für NEWSolutions. Übersetzt und für den deutschsprachigen Markt überarbeitet von Isabella Pridat-Zapp.

 

 

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