HR Artikel-Serie aus drei Beiträgen:
Das Bewerbungsgespräch
VON BRIAN REINHOLZ
Diese Fragen umreißen die weißen Stellen auf der Landkarte in der Welt der Arbeitssuchenden und können für Menschen, die ihr Herzblut in die Suche nach einer Anstellung investieren, zu einer Quelle furchtbarer Frustrationen werden. Es ist mein Bestreben, im Rahmen dieser Serie diesen Fragen auf den Grund zu gehen, um letztendlich zu aussagefähigen Schlüssen zu gelangen.
In diesem ersten Teil möchte ich auf einige wichtige Erkenntnisse eingehen, zu denen ich durch den Kontakt zu einem IT-Berater über LinkedIn gelangte. Diese Tipps beziehen sich auf das eigentliche Interview, doch hoffe ich, letztendlich den gesamten Bewerbungsprozess abzudecken.
Technische Skills: die eigenen Stärken und Schwächen
Ein tödlicher Fehler, den Bewerber offenbar immer wieder machen, ist es so zu tun, als seien sie Experten in allen Bereichen, Technologien und Fachgebieten. Selbst wenn Sie sich fit genug fühlen, es mit so gut wie allen Herausforderungen aufzunehmen, so sollten Sie doch auf eine differenzierte Formulierung achten, um glaubwürdig zu wirken. Wenn Sie so tun, als hätten Sie kein
e Schwächen, wird automatisch angenommen, Sie hätten auch keine Stärken.
Nutzen Sie also die Gelegenheit zu einer differenzierten Aussage, wenn man Sie nach Ihren technischen Fähigkeiten fragt. Seien Sie einfach ehrlich, wenn der Interviewer Sie nach Ihrer Erfahrung mit einer bestimmten Technologie fragt. Dabei sollte es aber nicht bleiben. Eine gute Antwort wäre zum Beispiel: „Ich habe sehr wenig Erfahrung mit groß angelegten Exchange Entwicklungen. Allerdings habe ich in meiner letzten Stelle Exchange entwickelt und die Infrastruktur fünf Jahre lang gemanagt und dabei eine ganze Menge über die Unterschiede bei Entwicklung, Einführung und Management in kleinen versus großen Betrieben erfahren. Die Aufgabe, eine groß angelegte Entwicklung durchzuführen, empfände ich als hochinteressant und aufregend, aber jedenfalls als Herausforderung.“
In diesem Sinne sollten Sie auch „lässige“ Antworten vermeiden. „Oh ja, gar kein Problem. Ich habe schon viel Schwierigeres bewältigt“ ist keine gute Antwort. Behandeln Sie Ihre Gesprächspartner nicht herablassend und wischen Sie nie eine Frage vom Tisch, außer wenn es offensichtlich ist, dass nur eine Ja- oder Nein-Antwort erwartet wird. Auch wenn die angeschnittenen Probleme Ihnen primitiv erscheinen mögen, so sind sie doch offenbar den Vertretern des Unternehmens wichtig und sollten mit gebührendem Respekt gegenüber dem Unternehmen und sorgfältig beantwortet werden. Ihre Antwort sollte nicht nur auf die technischen Aspekte, sondern auch auf die geschäftlichen Anforderungen des Unternehmens eingehen.
Noch ein letztes Wort zum technischen Wissen: Die Repräsentanten des Unternehmens stellen dem Bewerber gerne Fallen, damit er zugeben muss, dass er etwas Bestimmtes nicht beherrscht. Wenn Sie nicht zugeben können, dass es auch Dinge gibt, die Sie nicht beherrschen, dann entsteht leicht der Eindruck, dass Sie sich selbst für vollendet halten und folglich auch nicht lernfähig sind.
Persönlichkeit zählt
Einige der nachfolgenden Tipps dürften Ihnen nicht unbekannt sein, sie sind dennoch wichtig. Seien Sie ein angenehmer, sympathischer Gesprächspartner. Ein fester Händedruck mit Augenkontakt und einem Lächeln zählt. Gehen Sie auf Ihre Gesprächspartner ein und nehmen Sie sich die Zeit, ihre technischen und geschäftlichen Anforderungen an den Bewerber zu verstehen. Zeigen Sie Interesse am Unternehmen. Drücken Sie sich so aus, dass Ihr Gegenüber Sie auch verstehen kann. Und schließlich, folgen Sie der Gesprächsführung des Interviewers. Wenn er/sie zunächst einmal Small Talk machen möchte, dann gehen Sie darauf ein. Wenn er/sie dagegen gleich in mediasres gehen will, dann respektieren Sie diesen Wunsch einer zügigen Gesprächsabwicklung.
Wenn Sie befürchten, dass Ihre Social Skills Ihre Achillesferse sein könnten, dann üben Sie vorab die Bewerbungsgesprächs- Situation mit Freunden, der Familie oder Kollegen. Wenn Ihr Übungspartner nicht viel Ahnung von Ihrem Fachbereich hat, erstellen Sie vorab eine Frageliste. Suchen Sie sich einen Übungspartner, dessen Sozialverhalten sehr positiv ist (jemand, mit dem sich alle gleich wohlfühlen) – diese Person wird Ihnen rasch sagen können, ob Sie im Gespräch arrogant, schüchtern, negativ, desinteressiert oder auf andere Weise so wirken, dass Sie auf dem „Nein“-Stapel landen werden. Allerdings muss diese Person auch bereit sein, Ihnen wahrheitsgemäß zu sagen, was an Ihrem Verhalten und Ihren Antworten nicht gut wirkt.
Arbeiten Sie an sich
Natürlich wird niemand schon nach einem Bewerbungsgespräch ein perfektes Verhalten an den Tag legen und Bewerbungen können vor allem dann schwierig sein, wenn man schon sehr lange bei ein und derselben Firma beschäftigt war. Dabei muss man sich immer vor Augen halten, dass nicht jede Absage auf einem Fehlverhalten Ihrerseits beruht. Obwohl das eine weitverbreitete Ansicht ist, halte ich es für schlichten Blödsinn. Sie können einfach nicht für jede angebotene Position der Richtige sein. Keiner ist das. Und letztendlich wird es Ihnen auf die Dauer auch nicht weiterhelfen, wenn Sie sich als ein Bewerber präsentieren, der Sie nicht wirklich sind.
Die einzig richtige Einstellung ist, dass Sie Ihre Fähigkeiten, sich zu präsentieren und im Bewerbungsgespräch gut dazustehen, immer weiter verbessern, damit Sie dann, wenn es um die für Sie richtige Position geht (d.h. Sie, die Position und das Unternehmen passen wunderbar zusammen), auch wirklich angestellt werden.
Brian Reinholz ist Redakteur für NEWSolutions. Übersetzt und für den deutschsprachigen Markt überarbeitet von Isabella Pridat-Zapp.
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