Die Zukunft der iSeries – eine Round Table-Diskussion, Teil 2

10. November 2008 | Von | Kategorie: Strategische Berichte

Ein Internet-Artikel aus der NEWSolutions mit NEWSabo plus Zugang: Einige der Top iSeries Autoren setzen sich einmal Jährlich zu einer Strategie Round-Taple Diskussion zusammen. Der Extrakt 2 Teil befindet sich hier.

Paul Conte, Mel Beckman, Don Denoncourt, Sharon Hoffman, Nahid Jilovec, Scott Klement, Bryan Meyers, Michael Otey, Dan Riehl und Carson Soule

Der nachfolgende Auszug gibt den 2. Teil einer Diskussion wieder, die am 10. Juni 2005 in Westminster, Colorado, aufgezeichnet wurde. (Teil 1 ist in der NEWSolutions Dezemberausgabe 2005 ab Seite 6 abgedruckt.)

Diese Diskussion war Teil der alljährlich stattfindenden iSeries NEWS Autorenkonferenz, die Moderation hatte

Paul Conte (PC).

An der Konferenz nahmen darüber hinaus teil:

Mel Beckman (MB), Don Denoncourt (DD), Sharon Hoffman (SH), Nahid Jilovec (NJ), Scott Klement (SK), Bryan Meyers (BM), Michael Otey (MO), Dan Riehl (DR) und Carson Soule (CS).

 

MO: Ich möchte an dieser Stelle einige Anmerkungen machen. Zuerst einmal sollten die im Markt vorhandenen Skills nicht unterschätzt werden. Darunter sind eine Menge Fähigkeiten, die sich nicht speziell auf Sprachen beziehen und die dennoch für einen IT-Professional von großer Wichtigkeit sind. Da wäre beispielsweise das Verständnis von geschäftlichen Zusammenhängen und Problemen, das sehr wichtig ist, ebenso gute Kenntnisse in Anwendungsdesign und Projektmanagement und darüber hinaus all die anderen Fähigkeiten, die sich nicht unmittelbar auf Sprachen oder Technologien beziehen. Ich meine all die Skills, über die viele RPG-Programmierer heute zusätzlich verfügen. Erst bei der eigentlichen Problemlösung kommt dann die Technologie ins Spiel. Und aus Sicht der Technologie erlaubt dann die Kenntnis verschiedener Sprachen die Nutzung mehrerer Tools zur Lösung der unterschiedlichen Probleme. Anknüpfend an Dans Kommentar bin ich der Ansicht, dass in der heutigen Zeit von allen diesen Technologien vermutlich das Wissen über SQL und relationale Datenbanken zu den wichtigsten Kenntnissen überhaupt gehört. Ich glaube, dass diese Technologien zumindest für die absehbare Zukunft eine entscheidende Rolle spielen werden.

PC: Ich denke, wir sollten uns nun den Managern zuwenden. Ist jetzt für IT-Manager der Zeitpunkt gekommen, an dem entschieden werden muss, ob die traditionelle iSeries Entwicklungsarbeit weiter betrieben oder ein neuer Weg in Richtung WebSphere oder .NET beschritten werden soll? Oder ist vielleicht ein Wechsel auf eine völlig andere Plattform der richtige Schritt? Sollte sich ein IT-Manager – bezieht man die zuvor gemachten Anmerkungen mit ein – für die nahe Zukunft darauf konzentrieren, bei seinen Mitarbeitern SQL-Kompetenz zu schaffen? Oder aber aus einem anderen Gesichtwinkel betrachtet, welche wesentlichen Entscheidungshilfen würden Sie IT-Managern heute geben?

CS: Ich denke, es ist sehr viel entscheidender, dass ein Manager heutzutage weiß, wie man eine Anwendung oder ein Projekt erfolgreich implementiert, als auf welcher Technologiebasis er es tun möchte. Ein gescheitertes Projekt ist ein Disaster für ein Unternehmen, völlig gleichgültig, ob es nun auf Basis von Microsoft oder iSeries gescheitert ist. Es hat viel mehr mit der Art und Weise zu tun, wie mit dem Projektmanagement und den Erwartungshaltungen umgegangen wird und wie geschäftliche Strategien auf IT-Strategien abgebildet werden. All diese Fakten sind technologieunabhängig und ich denke, das sind die wirklich entscheidenden Themen.

Jede Technologieentscheidung birgt Risiken in sich und aus Sicht des Managements geht es in erster Linie darum, Risiken möglichst gering zu halten. Betrachtet man aber die Geschichte der in gescheiterten Projekten verschwendeten Finanzmittel, glaube ich, dass es nicht die Technologie ist, in der die wirklich großen Risiken lauern.

Ein weiterer Punkt, den ich für entscheidend halte, baut darauf auf. Was treibt Unternehmensstrategien heute voran? Es ist das, was Sie zu hören erwarten – es ist Security in all ihren Ausprägungsformen und das deckt wahrlich ein weites Gebiet ab. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Abhängigkeiten zu Kontrollgremien, seien es nun SOX oder HIPAA oder Revisionsanforderungen.

Das intensive Verständnis dieser Bereiche und die Fähigkeit, eine verständliche Relation zum restlichen Geschäftsablauf herzustellen sowie diese in Aktivitäten umzusetzen, die innerhalb der IT und in den Anwendungen vorgenommen werden müssen – ich denke, das sind die wirklich entscheidenden Skill Sets. Und irgendwo ganz unten auf der Liste muss dann noch entschieden werden, ob das Projekt nun auf Basis von Microsoft oder iSeries durchgeführt werden soll.

MB: Ich habe gerade noch einmal Frederick P. Brooks‘ „The Mythical Man-Month“ gelesen und bin eigentlich beeindruckt, dass sich im Laufe der letzten zehn Jahre im Grunde so gut wie nichts verändert hat.

(Frederick P. BROOKS [1995] “Mythical Man Month“. Messung der Komplexität von Software. Der Klassiker zur Softwaretechnik, definiert den Mannmonat zur Aufwandsabschätzung in der Softwareentwicklung.)

CS: Das Buch ist heute noch genauso aufschlussreich und aktuell wie zu dem Zeitpunkt, als Brooks es schrieb.

MB: Ja, er könnte das Buch ebenso gestern geschrieben haben. Ich habe übrigens gerade ein mittelgroßes Software-Projekt abgeschlossen, bei dem die ursprüngliche Benutzerspezifikation lautete: „Ich möchte auf einen Knopf drücken und alle meine Patienten sollen automatisch terminlich eingeplant werden.“ Das war das gesamte Designdokument.

Viel zu wenig Zeit wird für die anfängliche Analyse des Problems aufgewandt. Eigentlich sollte ich nicht „zu wenig Zeit“ sagen, sondern eher „zu wenig Mühe“. Und dann – und das ist im Grunde in jedem Software-Projekt geschehen, an dem ich beteiligt war – weitet sich die Arbeit aus, bis der vorgesehene Zeitrahmen aufgebraucht ist, und am Ende fehlen regelmäßig Menschen und Ressourcen. Und was glauben Sie, kann man da tun? Sie denken, man könne zusätzliche Programmierer mit einbinden, um das Projekt zu beschleunigen, und so wird in den meisten Fällen auch verfahren, aber es bleibt dennoch eine von Brooks’ Kernaussagen.

Eine Frau braucht nun einmal neun Monate, um ein Baby zur Welt auszutragen, völlig unabhängig davon, wie viele Frauen Sie dieser Aufgabe zuordnen. Und das hat auch heute noch Gültigkeit. So sollte jeder, der mit Managementaufgaben betraut ist, Brooks noch einmal lesen und sich dann um die wirklich grundlegenden Dinge kümmern. „Stelle zuerst sicher, dass du das richtige Problem löst, dann sieh zu, dass du das Problem gelöst bekommst, bevor die vorgesehene Zeit abgelaufen ist.“

PC: Wie könnten denn konkrete Tipps oder Ratschläge aussehen, die Sie Managern vor dem Hintergrund dessen geben könnten, was Carson und Mel soeben vorgetragen haben?

NJ: Ich würde vorschlagen, sich auf eine Schulung und Weiterbildung der vorhandenen Mitarbeiter zu konzentrieren, anstatt sie zu entlassen und neue Mitarbeiter einzustellen. Und das auch dann, wenn es um neue Technologien geht, die als Teil des Gesamtkonzepts genutzt werden sollen. Die Überlegung, die dahinter steht, gründet sich auf die Tatsache, dass das vorhandene Team über umfassende Kenntnis des Unternehmens sowie der betrieblichen Abläufe und Anforderungen verfügt. Und das ist nach meiner Einschätzung erheblich wertvoller, als die Fähigkeit, beispielsweise unabhängig von der Sprache schnell irgendwelchen Code erzeugen zu können.

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