Noch Platz für RPG?

12. November 2008 | Von | Kategorie: Programmierung

Die Notwendigkeit grafischer Oberflächen (GUI) und Plattform-übergreifender, offener und moderner Lösungen setzt die iSeries Gemeinde zunehmend unter Druck. Wie alle „Großen“ will auch IBM offene Standards, eine große, vielfältige und aktive Entwickler-Communitiy und portable, skalierbare Lösungen bieten.

von Thomas Braun

Über den Autor

Thomas Braun ist Director Business Development & Marketing bei der Magic Software Enterprises (Deutschland) GmbH und zu erreichen unter thomas_braun@magicsoftware.com

Java wird oft als Perspektive genannt, um Tools, GUI und Geschäftsprozesse zu erneuern und die proprietäre iSeries Sprache RPG zu ersetzen. Denn RPG wird als Sprache der „alten“ Mainframes oft totgesagt. Lange Zeit wollte sich niemand mehr mit den „Monstern“ beschäftigen, deren Software und Systeme oft mit Hilfe von Java auf eine neue, objektorientierte und plattformunabhängige Basis gestellt wurden.

Bei allem Fortschritt wurden die Vorteile der Großrechner oft leichtfertig über Bord geworfen und im Zuge der Modernisierung Aspekte wie Skalierbarkeit und Datensicherheit, speziell im kritischen Banken- und Versicherungssektor, leichtfertig aufs Spiel gesetzt. Nicht erst seit Großrechner um Internet-Befähigungen erweitert wurden, sind die Monster im Keller wieder aktuell – nur ist bald niemand mehr da, der sie bändigen kann. Die RPG-Programmierer „sterben aus“, die Hochschulen vermitteln ihren Absolventen andere Programmiermethoden.
Also:  alles neu – alles besser? Ist am Ende der Modernisierungsstraße noch Platz für RPG? Wie ist der Übergang zu schaffen von RPG zu Java? Ist es sinnvoll, die Middleware zu halten? Macht es Sinn, die postulierten Vorteile der neuen, objektorientierten Technologien, wie z.B. Java, mit der Performance und Stabilität der iSeries Mainframes und „ihrer“ Sprache RPG zu verbinden?neu12_gs2_IMG_20120811_201315_inv

RPG und iSeries – für immer vereint?

RPG ist (und bleibt?) die primäre Sprache der Entwickler, die für die iSeries programmieren. Genau wie die iSeries – ehemals AS/400 -gilt RPG als grundsolide, zuverlässig und besticht durch Skalierbarkeit und Investitionsschutz. Die Vielzahl der noch existierenden RPG-Anwendungen macht es unwahrscheinlich, dass diese in naher Zukunft alle von der Bildfläche verschwinden werden. Milliarden Codezeilen lassen sich nicht einfach ignorieren. RPG als „Arbeitstier“ unter den Programmiersprachen unterstützt einige unternehmensskritische Anwendungen mit sehr geringem Aufwand. „Wenn Sie es im Rennen von Le Mans einsetzen wollen, wird das nicht zum gewünschten Erfolg führen.

Wenn Sie aber Kohle über eine Entfernung von 8000 Kilometern zu transportieren haben, wäre dieses Arbeitstier erste Wahl“, beschreibt Jon Paris, Ko-Autor des Redbooks „Who knew you could do that with RPG IV?“ anschaulich die Leistung von RPG. Und wenn es um die intensive Verarbeitung von Daten und/oder das Erstellen von Reports geht, ist RPG nach wie vor ungeschlagen. Aber: Offene Systeme, Portabilität, Kommunikation, Grafik und Multimedia, das sind alles Dinge, mit denen RPG nichts anfangen kann, denn dafür ist es – als ehemaliger Berichtsgenerator – nicht geschaffen. Auch im Hardware-Bereich wird RPG das Leben erschwert. Mit dem vermehrten Einsatz von Windows und Unix Systemen verändern sich die Paritäten für OS/400 als Betriebssystem zu dessen Ungunsten, was neben der mangelnden Fähigkeit, sich den veränderten Software-Anforderungen anzupassen, den Lebensraum für das proprietäre RPG noch zusätzlich einschränkt. Dagegen tritt eine portable Sprache wie Java an, mit besten, da theoretisch durch die Objektorientierung fundierten Erbanlagen.

Java, ganz stark im Kommen

Java (http://java.sun.com) hat in den letzten Jahren rasante Verbreitung gefunden: Von einer Sprache für eingefleischte Freaks der Objektorientierung zu einer selbstverständlichen Technologie hin und zu einer der am meisten verbreiteten und leistungsfähigsten Programmiersprachen und Technologien der Anwendungsentwicklung. Für Java spricht seine umfassende Einsatzfreudigkeit und Portabilität. Für alle gängigen Betriebssysteme gibt es ein Interface, die Java Virtual Machine, auf der die Java API und die mit Java selbst geschriebenen Anwendungen lauffähig sind. Insbesondere die iSeries, bei der die Implementierung der Java Virtual Machine unterhalb der Maschinenschnittstelle realisiert wurde, hatte von Release zu Release erhebliche Verbesserungen zu vermelden. Viele moderne Programmiersprachen und -technologien, insbesondere die Enterprise-Technologien, basieren auf Java und sind eng damit verbunden. Das betrifft u. a. serverseitige Anwendungskomponenten wie Servlets und EJB’s, XML-Anwendungen, Application Server, Web Services und alle Internet-Anwendungen.

Die iSeries bietet durch ihre Objekt-Basierung einen sehr guten Lebensraum, den IBM durch die intelligente Java-Implementierung noch weiter verbesserte. IBM unterstützt selbstverständlich beide Sprachen, stattet aber OS 400 zunehmend mit Java-Funktionalitäten aus. Diese Vorteile gleichen die der Objekt-Orientierung und Java anhaftenden Performance-Probleme aus. Und Application Server, auf iSeries vorzugsweise WebSphere, profitieren wiederum von der guten Java-Implementierung. Damit liegt der Schluss nahe, dass Java im Laufe der Zeit die Rolle von RPG in der iSeries Anwendungsentwicklung übernehmen wird und dass Java die ideale Programmiersprache für die iSeries Anwendungsmodernisierung ist. Viele Zeichen sprechen aber auch dafür, dass die Zukunft dieser beiden Programmiersprachen gerade in ihrer Koexistenz und damit Kooperation zu sehen ist. So können die Vorteile beider Technologien verbunden werden. Anders gesagt: RPG macht die Arbeit, Java sorgt für den Auftritt. Beide werden in denselben Anwendungen oder Systemen eingesetzt und können wechselseitig voneinander profitieren – während RPG seine Stärken im Back Office und in der Datenhaltung demonstrieren kann, werden Java-basierende Anwendungen überall da zum Einsatz kommen, wo es um Darstellung, Präsentation und Kommunikation geht.

Schlagworte: , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Schreibe einen Kommentar

Sie müssen eingeloggt sein, um einen Kommentar schreiben.